05. Český Krumlov

Über eine geringe Zahl der Juden in Český Krumlov berichten die schrift-lichen Quellen seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis Ende des 15. Jahrhunderts, als ihnen der Aufenthalt in der Stadt verboten wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnten sich Juden in Český Krumlov wieder ansiedeln. 1855 wurde hier eine religiöse Vereini-gung gegründet, die später in eine selbstständige jüdische Gemeinde um-gewandelt wurde. 1880 lebten in der Stadt 103 Juden, 1900 – 165 Juden, was die höchste Anzahl von Juden in der Stadtgeschichte überhaupt ist, und 1930 waren es 111 Juden.

Die mit einem auffälligen Turm geschmückte Synagoge wurde in der Švermova-Straße am südlichen Stadtrand der Stadt in den Jahren 1909–1910 nach den Plänen des Architekten Viktor Kafka mit finanzieller Unterstützung des Fabrikbesitzers Ignatz Spir errichtet. Zu gottesdienstli-chen Zwecken diente sie bis zum Herbst 1938, als fanatisierte Nazis in die Synagoge eingedrungen sind und die Innenausstattung einschließlich der Torarollen und der Gebetsbücher zerstörten. Fast während des gesamten Krieges siedelte im Gebäude eine Flugzeugmodellierungswerkstatt, die Modelle für die Bedürfnisse der deutschen Luftwaffe herstellte. Nach dem Abgang der US-Armee diente die Synagoge 23 Jahre lang als Bethaus der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, seit 1968 diente sie als Lager-haus für Theaterrequisiten. Nach 2010 wurde die Synagoge rekonstruiert und dient seit 2013 kulturellen Zwecken. Im Winterbetraum befindet sich eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Český Krumlov. Der jüdische Friedhof wurde 1891 in der Nachbarschaft des Stadt-friedhofs mit der großzügigen Unterstützung des Fabrikbesitzers Ignatz Spir gegründet. In der eklektischen Zeremoniehalle aus den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts ist eine Gedenktafel angebracht, die an seine Ver-dienste erinnert. Auf dem Friedhof sind seit der Gründung des Friedhofs bis zum Zweiten Weltkrieg rund 115 Grabsteine erhalten geblieben. Das geschmiedete Eingangstor, das mit dem Motiv des Davidsterns verziert ist, ist verschlossen.

Wissenswertes: Nach der Befreiung von Mai bis Herbst 1945 diente die Synagoge als interkonfessionelle Kirche für Soldaten der US-Armee, in der sich amerikanische Feldprediger mit den Geistlichen der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche abwechselten. Die Inschriften im Inneren der Kirche sind deshalb in englischer Sprache erhalten geblieben

Příloha

Zurück