12. Jindřichův Hradec

Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung der Anwesenheit der Juden in der Stadt stammt aus dem Jahr 1294, als sich dort acht jüdische Familien ansiedeln durften. Aus den ursprünglich acht jüdischen Familien ent-wickelte sich allmählich die jüdische Gemeinde. Die meisten Juden lebten hier 1880 – 301 Menschen (etwa 3% der gesamten Stadtbevölkerung), 1900 waren es 253 Juden (2,7%) und 1930 nur noch 234 Juden (2,2%).

Das Jüdische Gässchen wird im 16. Jahrhundert erstmals in den schrift-lichen Quellen erwähnt. Im 18. Jahrhundert bestand das jüdische Sied-lungsviertel aus vier jüdischen Häusern im Besitz der Juden, die sich auf der westlichen Seite der heutigen Kostelní-Straße befanden. Nach einem Brand im Jahr 1801 erhielten die Häuser eine Form, die im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben ist. Das Eckhaus an der Konskr.-Nr. 188/I dien-te als Gemeindehaus mit einer Schule und dem Sitz des Rabbiners.

Synagoge. Bis zum 18. Jahrhundert hatten die Juden nur einen Bet-raum. Im Jahr 1770 wurde hier wahrscheinlich eine neue Synagoge errich-tet, die nach dem verheerenden Brand von 1801 wieder aufgebaut wurde. Im Verlauf des Jahres 1867 wurde die Synagoge um einen Anbau erweitert und im gotischen Stil umgebaut. Gottesdienste fanden in der Synagoge regelmäßig bis zur Besatzung durch die Nazis statt. 1951 wurde die Syna-goge von der Religionsgemeinde der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche gekauft, die sie renoviert hat und bis heute nutzt. Der jüdische Friedhof ist einer der ältesten jüdischen Friedhöfe in Böhmen. Er wurde um 1400 gegründet und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert. Das Haus des Totengräbers mit einer Tahara und einer Überdachung für die Bestattungskutsche wurde in der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts erbaut. In den Jahren 1936 bis 1937 wurde eine moderne Zeremoniehalle errichtet, zu der die sog. Tahara-Halle gehörte, also ein Raum, in dem der Verstorbene gewaschen und angezogen wurde, bevor er in den Sarg gelegt wurde, sowie eine Wagenremise für die Bestattungskutsche. Auf einer Fläche von 3314 m2sind seit 1598 etwa 400 Grabsteine erhalten geblieben (der Grabstein von Asher, dem Sohn des Jaakov aus Ivančice), darunter eine Reihe wertvoller Grabsteine mit Merkmalen des Barock und Klassizismus.

Wissenswertes: In der Zeremoniehalle des jüdischen Friedhofs befindet sich eine Bestat-tungskutsche der Totenbruderschaft aus der zweiten Hälfte des 19. Jahr-hunderts, die in den Jahren 2015 bis 2018 komplett restauriert wurde. Sie ist einer von drei erhaltenen jüdischen Bestattungswagen in Böhmen, andere befinden sich in Brandýs nad Labem und Heřmanův Městec

Příloha

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