In den schriftlichen Quellen werden die Juden in Koloděje erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts erwähnt. Im Jahr 1721 lebten hier 35 jüdische Fami-lien, Ende des 18. Jahrhunderts waren es etwa 80 jüdische Familien und um die Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 600 Juden; dann sank ihre Zahl stark ab. Im Jahr 1880 lebten in Koloděje 153 Juden, im Jahr 1900 waren es 35 Juden und 1930 nur noch neun Juden. Geboren wurden hier der Direktor des Nationaltheaters und der Laterna magika Alfréd Radok (1914–1976) sowie sein Bruder, der Schöpfer der La-terna magika-Szene, Emil Radok (1918–1994). Ihre Villa steht in Koloděje bis heute.
Ghetto. Der erste Bezirk jüdischer Häuser entstand wahrscheinlich bereits Ende des 17. Jahrhunderts. In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts befanden sich im Dorf 38 jüdische Häuser, um 1840 waren im Besitz der Juden 72 Häuser (etwa ein Drittel aller Häuser im Dorf).
Die meisten jüdi-schen Häuser sind umgebaut bis heute erhalten, darunter das Krankenhaus an der Konskr.-Nr. 164 und eine Schule an der Konskr.-Nr. 114. Der Bau der Synagoge wurde 1695 aufgenommen. Die ersten Gottes-dienste fanden hier Anfang Oktober 1697 statt, der letzte wahrscheinlich in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. In den Jahren 1947 bis 1948 wurde die Synagoge abgerissen und das Baumaterial für den Bau einer Theater-bühne und eines Kinos verwendet.
Der jüdische Friedhof befindet sich an einem Hang nördlich des Dorfes an der Straße nach Bernartice. Er wurde angeblich zu Beginn des 18. Jahrhunderts gegründet und 1723 zum ersten Mal in schriftlichen Quellen erwähnt. Auf dem 2661 m2 großen Friedhof befinden sich fast 500 Grabsteine aus den Jahren 1705 bis 1941.
Wissenswertes: Der prunkvollste Grabstein ist eine kleine Tumba des Kreisrabbiners Jakob Mahler, verziert mit dem hebräischen Epitaph: „Jakub Mahler, der Kreis-rabbiner der Region Budweis und Tábor, starb am 29. Adar 5627 (1867). Er liebte seine Heimat und war fromm, wie es unsere Vorfahren waren. Er wirkte von 1817 bis 1867 im Dorf Kaladý und im Bezirk von Tábor und Bud-weis. Er war als großer Gelehrter und Kenner der Heiligen Schrift bekannt; mit seiner Weisheit übertraf er alle Gelehrten dieses Zeitalters und wurde als Sohn dieses Dorfes, in dem er tätig war, geehrt. Amen. Ruhe im Schoße der Heiligen im Haus Gottes".