29. Písek

Die jüdische Besiedlung in Písek datiert in schriftlichen Quellen seit Ende des 14. Jahrhunderts. Im Jahr 1424 wurden die Juden aus der Stadt jedoch vertrieben. In einer geringer Zahl siedelten sie sich hier wieder seit dem ersten Viertel des 17. Jahrhundert an – bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts handelte es sich um sechs bis elf jüdische Familien. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen weitere Juden, nach Písek zu ziehen: 1880 lebten hier 449 Juden (4,2% aller Einwohner), 1900 dann 395 Juden (2,6% der Einwohner) und 1930 nur noch 254 Juden (1,6% der Stadtbevölkerung).

Eine moderne Synagoge befindet sich in der Soukenická-Straße, 100 Meter östlich des Stadtplatzes. Sie wurde 1872 im orientalischen Stil mit neuromanischen Elementen erbaut. Verdient hat sich darum der Rechtsanwalt JUDr. Israel Kohn (1818–1874) gemacht, der in den Jahren 1871–1872 sogar die Funktion des Bürgermeisters der Stadt Písek bekleidete. Zu gottesdienstlichen Zwecken diente die Synagoge bis zum Zweiten Weltkrieg, danach wurde sie als Lagerhaus genutzt. Zu dieser Zeit war der Hauptbetsaal durch eine Decke auf zwei Etagen unterteilt. Zurzeit wird sie rekonstruiert und soll für kulturelle Zwecke genutzt werden.

Der neuzeitliche Friedhof liegt 1,7 km nordwestlich des Stadtplatzes Velké náměstí am Rande der Stadt in der Straße U Židovského hřbitova. Er wurde 1876 gegründet und Bestattungen fanden dort bis 1942, ausnahmsweise auch nach dem Krieg statt. Die Fläche des Friedhofs war etwa zu einem Drittel mit Gräbern besetzt. Nach dem Krieg kam es zu einer schweren Verwüstung, in den Jahren 1968–1969 wurde das einstöckige Haus des Totengräbers abgerissen, 1981 wurden die meisten Grabsteine aus dem Friedhof weggebracht und verkauft und der Friedhof wurde Teil eines militärischen Übungsplatzes. Nach 1991 wurde der Friedhof auf etwa zwei Drittel der ursprünglichen Fläche reduziert und der Rest des Friedhofs wurde mit einer neuen Mauer eingezäunt. Gegenwärtig sind auf einer Fläche von 4461 m2 etwa 40 Grabsteine sowie einige Sockel und Randsteine erhalten geblieben. Der Friedhof ist abgeschlossen.

Wissenswertes: Auf dem Friedhof in Písek ist Kamila Stösslová (1892–1935) begraben, die Freundin und Vertraute von Leoš Janáček, die ihn z. B. dazu inspirierte, die Oper Káťa Kabanová zu komponieren. Ihr Grabstein kann heute nicht mehr identifiziert werden. Die Überreste des bekannten Dichters und Schriftstellers Richard Weiner (1884–1937) wurden am 6. November 1987 auf dem Waldfriedhof in Písek exhumiert und wieder begraben.

Příloha

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