14. Kardašova Řečice

Die ersten Berichte über die Juden in Kardašova Řečice stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert. Mitte des 17. Jahrhunderts lebten drei jüdische Familien in der Stadt, Anfang des 18. Jahrhunderts etwa acht jüdische Familien, im Jahr 1840 23 jüdische Familien (insgesamt 125 Personen). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Anzahl der Juden in der Stadt nach und nach ab: 1880 waren es 100 Juden (4% aller Stadtbewohner) und 1930 nur noch 20 Juden (0,7% aller Stadtbewohner). Das Ghetto entstand allmählich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts am zu-gewiesenen Ort in der östlichen Stadthälfte. Im Jahr 1755 bestand dieses kleine Viertel aus zehn einstöckigen Häusern, die zwischen der heutigen Hradní-Straße und dem Bach Řečice standen. Bis heute haben sich um-gebaut vier von ihnen erhalten.

Das erste Bethaus wurde hier wahrscheinlich bereits vor 1650 in einem der Privathäuser eingerichtet. Eine selbstständige Synagoge wurde 1708 erbaut. 1863 brannte sie – genauso wie ein großer Teil der Stadt Řečice – aus. Die neue Synagoge, die 1864 bis 1866 erbaut wurde, war während und nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen und verfallen. In den Jahren 1958 bis 1959 wurde sie schließlich abgerissen. Der jüdische Friedhof wurde angeblich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründet und 1673 umzäunt.

Die heutige Gestalt nahm der jüdische Friedhof in Řečice in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an, als er nach den Plänen von Martin Vít von 1863 abgeändert wurde. Die niedrige Umzäunung wurde durch eine hohe Mauer ersetzt und am Eingang wurde eine mit einem Schindeldach überdachte Leichenhalle erbaut. Mit seiner ungewöhnlichen Lösung und der einfachen Konstruktion unterschied sich dieses Leichenhaus erheblich von ähnlichen Gebäuden auf anderen Friedhöfen. Zwei Wände der Leichenhalle bildeten die nord-westliche Ecke der Friedhofsmauer mit dem Eingangstor, über die anderen beiden Seiten (bereits ohne Wand und Tür) blieb es zum Friedhof hin offen. Die südöstliche Ecke des Gebäudes bildete eine massive gemauerte Säule. Der Friedhof liegt einen Kilometer südlich der Stadt auf einem blau mar-kierten Wanderweg und auf seiner Fläche sind rund 160 Grabsteine vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs erhalten.

Wissenswertes: Von den Besuchern des Friedhofs wird oft z. B. der ungarisch-tschechische Grabstein von Pavel Lauer aus dem Jahr 1908, dem Grab des Rabbiners und Lehrers Lazar Beneš, oder der Grabstein des Arztes Baron Rothschild Gustav Hoenig aufgesucht.

Příloha

Zurück