Die jüdische Besiedlung der Stadt datiert seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die jüdische Religionsgemeinde aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1724 lebten hier 20 jüdische Familien und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 13 Familien in elf Häusern. Im Jahr 1880 lebten 81 Juden in Mirotice, 1900 waren es 50 und 1930 nur noch 14 Juden.
Wahrscheinlich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts oder zu Beginn des 18. Jahrhunderts konzentrierten sich die meisten jüdischen Häuser in zwei kleine jüdische Siedlungsbezirke. Der südliche Bezirk wurde 1945 durch US-Luftangriffe schwer beschädigt und abgerissen, später ist auch der nördliche Bezirk vollständig untergegangen. Während des US-Luftangriffs am 29. April 1945 wurde auch die barocke Synagogeaus dem Jahr 1763 zerstört.
Der jüdische Friedhof wurde wahrscheinlich vor 1648 vierhundert Meter nördlich des Platzes auf einem Hügel oberhalb der Neradovská- Straße gegründet. Der älteste erhaltene, lesbare Grabstein stammt aus dem Jahr 1647. Darauf steht die folgende Inschrift: „Hier ruht Frau Hendl, die Tochter von Herrn Läml aus Sedlice, verstorben am 8. Tevet 5407.“ Der ursprüngliche Friedhof besetzte etwa nur ein Viertel der heutigen Fläche (südwestlicher Teil). In den Jahren 1740 bis 1805 wurde er schrittweise erweitert. Auf dem 3417 m2 großen Friedhof sind 400 Grabsteine seit der Zeit der Gründung des Friedhofs bis 1946 erhalten geblieben, darunter einige äußerst wertvolle Barockstücke. Bis zur Errichtung eines eigenen Friedhofs im Jahr 1876 wurden dort auch Juden aus Písek begraben. Die passierbare Leichenhalle (in der bis heute ein einzigartiger Dorfsarg erhalten ist) wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut. Auf ihrer rechten Seite am Hang ist das sog. Kohanim-Tor noch zu sehen. Die letzte Beerdigung fand hier 1946 statt. Der Friedhof ist frei zugänglich.
Wissenswertes: Auf dem Friedhof ist unter anderem Rabbi Simon Kafka aus Milčice, der Vorfahre des weltberühmten Schriftstellers Franz Kafka, oder der Bürgermeister der Stadt Písek JUDr. Israel Kohn begraben. Ihre letzte Ruhe fanden hier auch die Mutter und die Großmutter von Zdenka Fantlová, der Autorin der Kriegserinnerungen, die unter dem Titel „Ruhe ist Macht, sagte der Papa“, veröffentlicht wurden.