Festung Cerhovice

Die unauffällige Gemeinde unweit der Stadt Písek scheint auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich zu sein. Doch der aus der Ferne sichtbare kleine Turm der Festung lässt erahnen, dass hier ein kleines Schloss oder eine Burg steht, und dass es sich um ein mächtiges, majestätisches Bauwerk handelt. Und hinter den Fenstern des bewohnten Teils ohne Fassade stehen Blumen, als lässt sich annehmen, dass dort jemand wohnt.

Die Festung Cerhonice wurde teilweise saniert und erstrahlt in Weiß, doch einige Teile befinden sich erst in der Rekonstruktionsphase und warten geduldig darauf, zu neuem Leben erweckt zu werden. Der Schlossbesitzer Vladimír Jiráň, der aus Mittelböhmen stammt, kehrte aus Frankreich in seine Heimat zurück und suchte einen angemessenen Ort für seinen Ruhestand. Er verliebte sich in die südböhmische Landschaft, doch die Gebäude, die nach der Wende zum Kauf angeboten wurden, eigneten sich nicht zur Rekonstruktion – und das obwohl er mit seiner Lebensgefährtin, Frau Olga Macháčková, bis zu fünfzehn an einem Tag besichtigte. Schließlich fiel die Wahl auf Cerhonice. Das Schloss war von 1689 bis zur Ära der Ersten Republik im Besitz der Prämonstratenser, deren Orden ebenfalls auf Frankreich stammt, und so hat Herrn Jiráňs Sympathie für dieses Land ihn möglicherweise unbewusst bis an diesen Ort gebracht.

Der letzte Besitzer vor dem Zweiten Weltkrieg war die Familie König, die das Schloss 1936 erworben hatte. Als das Schloss der Familie später im Rahmen der Restitution angeboten wurde, war sie daran nicht mehr interessiert.

Und so wurde Vladimír Jiráň im Jahr 2002 zum neuen Schlossherrn auf Cerhonice und das verfallene Wahrzeichen des Dorfes begann langsam, zu neuem Leben zu erwecken. Heute sind einige der Räume bereits mit historischen Möbeln ausgestattet, der Anfahrtsweg ist mit Schotter ausgestreut und aus dem hinteren Gebäudetrakt ist das Klopfen von Handwerkern zu hören. Vladimír Jiráň möchte hier zufrieden Leben und wird aus dem Gebäude daher keine Touristenattraktion machen. Wenn sich Besucher jedoch im Voraus ankündigen, oder wenn im Dorf ein Fest veranstaltet wird, öffnet er gerne die Pforten des Schlosses. Er arbeitet recht konsequent mit dem Museum in Prácheň zusammen, und wenn Theater-Fans oder Schüler vorbeikommen, um sich das Geburtshaus von Ladislav Stroupežnický anzusehen, bittet er sie gerne hinein. Der berühmte Dramaturg am Nationaltheater und Autor des berühmten Theaterstücks „Naši furianti“ ist nämlich 1850 in einem Haus auf die Welt gekommen, das sich im Schlossareal befindet.

Herr Jiráň pflegt auch gute Beziehungen zu den hiesigen Bewohnern und sogar die Prämonstratenser-Mönche aus der unweit gelegenen Gemeinde Milevsko kommen manchmal auf einen Kaffee vorbei und sehen sich mit Stolz ihr Wappen auf dem Schlossturm an, das heute wieder in vollem Glanz erstrahlt.

www.cerhonice.cz

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