SLAVONICE (ZLABINGS) – Stadt der Kunst und des Handwerks

Slavonice liegt auf der mährischen Seite des Südböhmischen Bezirkes und ist die westlichste Stadt auf dem historischen Gebiet Mährens. Erste schriftliche Aufzeichnungen über Slavonice stammen aus dem Jahre 1260. Ursprünglich handelte es sich um eine Siedlung, später um ein Marktdorf, das den Herren von Hradec gehörte. Im 14. Jahrhundert vergrößerte sich die Siedlung um zwei Märkte: Richtung Westen (der heutige Platz des Friedens) und Richtung Osten (der Obere Markt). Zwischen den Märkten steht die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit einem die Stadt dominierenden Turm. Die Kirche wurde ab der Mitte des 14. Jahrhunderts gebaut, aber der Turm wurde erst in den Jahren 1503-1549 errichtet.

Ihre größte Entwicklung erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen die wertvollsten Sehenswürdigkeiten – die Bürgerhäuser mit ihren reich verzierten Fassaden, auf denen man neben ornamentalen Motiven auch große Mengen komplizierter figuraler Sgraffito finden kann. Man kann die Kellergewölbe (z.B. Nr. 461 und Nr. 480), die geschmückten Maßhäuser (z.B. Nr. 479), einen Freskensaal (Nr. 476) bewundern, und unter diesen allen ein wohlgeplantes Labyrinth von unterirdischen Gängen. Ein wertvolles Denkmal ist der lutheranische Gebetssaal aus dem Jahre 1568 am Oberen Marktplatz (Nr. 517) mit Fresken, die Bilder aus der Apokalypse darstellen.

Die mittelalterliche Stadt erblühte vor allem dank der Handwerkerzünfte, von denen die bedeutendste die Zunft der Tuchmacher war. Ihr Wappen ist bis heute am Eingang in den Stadtturm eingemeißelt, den gerade die Tuchmacher in der Stadt erbauen ließen. Auf den Turm steigt man über 176 Stufen bis zur Wohnung des Turmwächters, durch die man eine Galerie betritt. Hier hat man einen wunderschönen Ausblick nicht nur auf die beiden Renaissanceplätze sondern auch auf die Umgebung, genannt Böhmisches Kanada.

Nach dem Tode von Zachariáš z Hradce (1589) kam hierher eine neue Herrschaft und mit ihr der Verfall der Stadt. Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges war die Plünderung des protestantischen Slavonice. Der größte Teil der Einwohner verließ die Stadt im Jahre 1623, die übrig gebliebenen Einwohner traf am Ende des 17. Jahrhunderts die Pest. Weitere Schläge waren für die Stadt die Verlegung des Postweges und ein großer Brand – beide Katastrophen ereigneten sich im Jahre 1750. Beim Brand gingen 44 Häuser und der Stadtturm im Feuer auf.

Im 19. Jahrhundert kehrte die Textilindustrie wieder nach Slavonice zurück und im Jahre 1902 verband Slavonice und Telč die neue Eisenbahn. In der kurzen Periode des Wohlstandes vor dem 1. Weltkrieg wurde das Rathaus umgebaut, an der Stelle des Herrenhauses und des Salzlagers wuchsen zwei neue Schulen, umgebaut wurden auch weitere Renaissancehäuser. Auch ein Teil der mittelalterlichen Befestigungen einschließlich des Österreichischen Tores wurde abgerissen. Von drei ursprünglichen Toren blieben so nur zwei erhalten: Das Jemnicer Tor (auch Znojmer Tor) und das Dačicer Tor (auch Bolíkover oder Červenáer Tor).

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war die Einwohnermehrheit deutscher Nationalität. Nach dem Kriege wurde die deutsche Einwohnerschaft ausgesiedelt und Slavonice wurde Teil des Grenzstreifens. Nach Beruhigung der politischen Situation zum Jahreswechsel 1958-1959 wurde Slavonice aus diesem Streifen herausgelöst und im Jahre 1961 zur städtischen Denkmalreservation ernannt. Die Stadt bewirbt sich um einen Eintrag ins Weltkulturerbeverzeichnis der UNESCO und ist Träger des Titels Historische Stadt des Jahres 2017, der eine Würdigung der Pflege um ihr kulturelles und historisches Erbe ist.

Slavonice ist nicht nur eine schöne historische Stadt, sondern auch Abbild der stürmischen Vergangenheit der Region. Ihre größte Devise ist möglicherweise die stehengebliebene Zeit - eine Zeit, die Slavonice als wunderschöne Stadt voller Renaissancekostbarkeiten erhielt.

www.slavonice-mesto.cz

Wissen Sie, dass...

...Slavonice die Stadt der bildenden Künstler und der Handwerker ist? Sie finden hier Bildhauerateliers und und textile- und keramische Werkstätten und können sich von hier eigenhändig gefertigte Souvenirs mitnehmen.

…das historische Zentrum und die umgebende Natur auch Filmleute anzog? Zu den bekanntesten Filmen, die hier gedreht wurden, gehört Po strništi bos (Barfuß über das Stoppelfeld), Valérie a týden divů (Valerie und eine Woche voller Wunder) , Putování Jana Ámose (Die Pilgerreise des Jan Ámos) und das Märchen Trampoty vodníka Jakoubka (Die Mühseligkeiten des Wassermanns Jakoubek).

Einheimische und Persönlichkeiten:

Leopold Österreicher (Estreicher, Esterreicher) – (1515–?) – Bürger aus Slavonice und Baumeister, beteiligte sich am Bau der wertvollsten Bauten in Slavonice, er arbeitete u.a. auch auf dem Schloss in Telč und Jindřichuv Hradec (Neuhaus). Sein in Stein gehauenes Zeichen LO findet man zum Beispiel auf dem obersten Stein des Eingangsportales der Friedhofskapelle des Heiligen Kreuzes.

Unser Tipp:

Slavonice bietet ein reiches Kulturleben. Zu den beliebtesten Aktionen gehört das sommerliche Film- und Musikfestival „Slavonice Fest“, Slavonicer Kultursommer, Dreizonenfestival und Überfall auf die Festungen 1938 (Rekonstruktion des Kampfes der tschechoslowakischen Armee mit den sudetendeutschen Aufständischen im 2km entfernten Festungsareal). Beim Besuch der Stadt vergessen Sie nicht eine Besichtigung der Kellergänge und des Stadtturmes und schauen Sie sich auch das Museum der Grenzbefestigungen an.

Příloha

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